Pressemitteilung Referat für Kommunikation und Marketing

Absolventin der Hochschule setzt sich für die Schwächsten ein

Albstadt/Sigmaringen. Seit vielen Jahren hilft Nicole Mtawa, Absolventin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, in Tansania und Indien Menschen in Not. Ohne das enorme persönliche Engagement der 40-Jährigen wären viele von ihnen wahrscheinlich längst nicht mehr am Leben: In den Megastädten Dar es Salaam und Delhi hat sie mit ihrem Verein Human Dreams Pflegeheime für schwerstbehinderte Kinder aufgebaut, ein drittes entsteht gerade in Namibia. „Wir spezialisieren uns auf Kinder, die ausgesetzt wurden, aufgrund ihrer speziellen Bedürfnisse in Kinderheimen völlig untergehen, von ihren Familien extrem vernachlässigt wurden oder sich in einer lebensbedrohlichen Situation befinden“, sagt sie. Dabei könne bereits mit sehr wenig Geld viel erreicht werden: „Die Krankenversicherung in Tansania kostet 20 Euro pro Kind und Jahr. Damit erhalten die Kinder bereits Zugang zu den besten Ärzten.“

Um ihre Arbeit tun zu können, ist Nicole Mtawa auf Spenden angewiesen. Außerdem hat sie inzwischen drei Bücher über ihr Leben und ihre Erfahrungen geschrieben, die sich gut verkaufen. Aus ihrem aktuellen Buch hat sie vor Kurzem in der Hochschulbibliothek in Albstadt gelesen; die Veranstaltung war so erfolgreich und gut besucht, dass beinahe die Sitzplätze ausgegangen wären.

Sie schläft zwei Monate lang auf der Rückbank ihres Mini Coopers

Von 1999 bis 2005 hat Nicole Mtawa in Albstadt den damaligen Studiengang Bekleidungstechnik studiert. Den Wunsch, Karriere zu machen, verspürte sie aber nie. „Ich war schon immer materiell desinteressiert und wollte etwas tun, das mir Spaß macht“, sagt sie. 2001 öffnete sich für sie der Blick in die weite Welt, als sie ein halbes Jahr in Australien verbrachte. 2002 reiste sie im Zuge ihres Praxissemesters nach Tansania, wo sie zum ersten Mal mit extremer Armut und Kindern in Not in Berührung kam. „Ich lernte eine Mutter kennen, die mit ihrer Tochter in einem Flur hauste, weil sie die drei Euro Monatsmiete nicht aufbringen konnte“, sagt Nicole Mtawa. Damals sei ihr klargeworden, dass sie diesen Menschen helfen wollte.

Es folgten Aufenthalte in Indien und weitere in Tansania, wo sie 2004 ihren späteren Ehemann und den Vater ihrer heute sechsjährigen Tochter Julie kennenlernte. „Er lebte auf der Straße, seit er sieben Jahre alt war, und war in einem schlimmen Zustand.“ Zurück in Albstadt, startete Nicole Mtawa unter den Eindrücken aus Tansania ein eigenwilliges Experiment: „Ich wollte am eigenen Leib spüren, wie sich das Leben am Rand der Gesellschaft anfühlt.“ Zwei Monate lang schlief sie auf der Rückbank ihres Kleinstwagens und suchte sich jeden Abend einen neuen Schlafplatz, um nicht aufzufallen.

Das Jobangebot eines großen schwäbischen Modeherstellers schlug Nicole Mtawa nach ihrem erfolgreichen Abschluss an der Hochschule aus, „das habe ich an eine Kommilitonin weitergegeben“. Stattdessen heiratete sie und reiste mit ihrem Mann durch Europa, wo sie unter anderem auf Campingplätzen in Italien und Kroatien Geld verdienten. 

2011 konnten sie mit Spenden ein Kinderpflegeheim in Indien gründen, 2015 das Kinderdorf in Tansania. „Wir haben dort in Dar es Salaam Platz für 30 vollpflegebedürftige Kinder, deren Mütter bei der Geburt gestorben sind oder die die Kinder ausgesetzt haben“, sagt Nicole Mtawa. Aktuell baut sie nebenan noch zusätzlich eine Kindertagesstätte für 50 Kinder alleinerziehender Mütter, die dort auch mitarbeiten und sich so ihren Lebensunterhalt verdienen können.

Und nun also noch Namibia. „Da brauchen sie uns genauso, und es ist landschaftlich unheimlich reizvoll“, sagt Nicole Mtawa. Aber schon wieder ein neues Land, neue Behörden, neue Richtlinien und Gesetze? „Es wird leichter, wenn man sowas schon öfter hochgezogen hat.“ Außerdem habe sie ja vor Ort viele Angestellte, die sich um die täglichen Abläufe kümmern. Sie nimmt die Dinge pragmatisch.

Sie selbst reist jedes Jahr für jeweils einen Monat nach Indien und Deutschland, künftig von Namibia aus auch nach Tansania, um dort nach dem Rechten zu sehen. Angst davor, sich zu übernehmen, hat sie nicht: „Ich habe schon immer getan, was ich konnte.“

 

Weiterführende Informationen: Wer die Arbeit von Nicole Mtawa unterstützen möchte, findet alle Informationen darüber sowie über den von ihr gegründeten Verein Human Dreams e.V. im Internet: www.humandreams.org