Von einer Landfrauenschule zum Hochschulstandort

Bis 1968 befand sich auf dem Campus der heutigen Hochschule in Sigmaringen eine Landfrauenschule. Doch diese Art der Bildungsstätten war in den 1960er-Jahren aus der Mode gekommen, die Nachfrage nahm stark ab. Daher wurde in den bestehenden Gebäuden zunächst eine Staatliche Höhere Fachschule für Frauenberufe und Sozialpädagogik gegründet. „Doch das kam eigentlich auch zu spät“, sagt Prof. Dieter Liekweg rückblickend. Der Ingenieur kam 1969 nach Sigmaringen, um dort den Bereich Bekleidungswirtschaft aufzubauen und war später, von 1973 bis 1985, Rektor der Fachhochschule Sigmaringen.

„Diese Art der Fachschule war im gesamten Rest der Republik ein Auslaufmodell“, sagt er. Frauen hätten damals nach der mittleren Reife eine dreijährige Lehre machen müssen und erlangten nach weiteren drei Jahren an dieser Fachschule einen Hochschulzugang. „Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass zur selben Zeit überall technische oder Wirtschaftsgymnasien entstanden, an denen man dasselbe in nur zwei Jahren schaffte.“

 

Fachhochschulen schließen Lücke

Da sich diese Erkenntnis auch in Stuttgart durchsetzte, wurde die Einrichtung in eine Ingenieurschule umgewandelt; ein Abschluss dort führte ohne großen Umweg zur Hochschulreife. Zukunftsfähig waren aber auch die Ingenieurschulen nicht: Um international konkurrenzfähig zu bleiben, forderte die deutsche Wirtschaft bereits in den 1960er-Jahren besser qualifizierte Mitarbeiter, die praktische Aufgaben auf der Basis einer akademischen Ausbildung schnell und erfolgreich lösen können sollten.

Diese Lücke wurde schließlich durch Fachhochschulen geschlossen. Ein entsprechender Beschluss der Ministerpräsidenten der Länder führte im Jahr 1971 landauf, landab zur Gründung von Fachhochschulen – auch in Sigmaringen. Los ging es dort mit den Studiengängen Bekleidungstechnik sowie Haushalts- und Ernährungstechnik, die in angepasster Form bis heute bestehen und sehr erfolgreich sind.