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Ingenieurmangel: Hochschule und Unternehmen suchen Schulterschluss

Albstadt/Sigmaringen. Ein enormer Fachkräftebedarf hiesiger Industriebetriebe auf der einen Seite, stagnierende beziehungsweise rückläufige Studierendenzahlen in den Ingenieurswissenschaften auf der anderen: Bei einem gemeinsamen Livestream von Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Denkfabrik Zollernalb haben Vertreterinnen und Vertreter der Hochschule, Unternehmer, Politiker sowie Absolventen und Studierende am Freitag ausgelotet, wie junge Menschen für ein Studium speziell an der Fakultät Engineering der Hochschule gewonnen werden können. Moderiert wurde die Veranstaltung von den Unternehmern Olaf Baldauf und Albert Sauter.

„Studierende sind für uns als Gesellschaft und für unsere Region essenziell wichtig“, sagte Albert Sauter. Weder die Energie- noch die Verkehrswende seien ohne kreative Ingenieurinnen und Ingenieure zu schaffen. „Im engen Schulterschluss mit Unternehmen müssen wir daher noch deutlicher als bisher zeigen, dass wir den jungen Menschen hier bessere Bedingungen als anderswo bieten, dass wir sie brauchen, dass sie etwas bewegen können und dass sie hier eine hervorragende Lebensperspektive haben“, sagte Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer nach einem ähnlich lautenden Grußwort von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.

Prof. Dr. Hans-Joachim Illgner, Dekan der Fakultät Engineering, machte deutlich, dass Deutschland vom Know-how und der Innovationskraft gerade im Bereich der Ingenieurswissenschaften lebe. „Wir müssen aufpassen, dass wir diese Kraft nicht verlieren“, sagte er. Letztlich sei auch „die Lösung unserer Zukunftsherausforderungen ohne Engineering nicht denkbar. Egal, ob nachhaltige Energien oder Elektromobilität: Hier wird eine enorme Menge an Ingenieurdienstleistungen erforderlich sein“. Wenn alle Produkte und Prozesse nachhaltig werden sollen, sei dies eine riesige Anforderung an die gesamte Industrie, „die ohne Ingenieure nicht machbar ist“.

Jochen Bitzer von der Firma Gühring lobte die enge Zusammenarbeit seines Unternehmens mit der Hochschule vor allem im Zuge des Kombistudiums, durch das junge Menschen in viereinhalb Jahren sowohl eine Ausbildung machen als auch ein Bachelorstudium absolvieren können. Auch im Bereich von Innovationen sei der enge Kontakt zur Hochschule Gold wert: „Als wir beispielsweise vor 20 Jahren in den Bereich der 3D-Modellierung gegangen sind, war die Hochschule da bereits sehr viel weiter als wir.“

Ähnliches berichtete auch Geschäftsführer Florian Mey vom gleichnamigen Wäschehersteller: „In einer der letzten Bachelorarbeiten in Zusammenarbeit mit der Hochschule ging es um 3D-Produktentwicklung“, sagte er. „Die Studierende hat diese Technik bei uns implementiert, arbeitet inzwischen bei uns und verantwortet diesen Bereich.“

Die Bundestagsabgeordneten Robin Mesarosch (SPD) und Thomas Bareiß (CDU) trugen ebenfalls zur Diskussion bei. „Die Politik kann ihre Klimaziele besser einhalten, wenn sich Leute Dinge ausdenken, mit denen wir einen guten Lebensstandard halten und gleichzeitig unseren Planeten weniger belasten“, sagte Robin Mesarosch. „Und das müssen Ingenieure tun.“ So sah es auch Thomas Bareiß: „Das ist ein Bereich, in dem man wirklich etwas bewegen kann.“

Mehrere Studierende und Absolventen lobten in der Diskussion den hohen Praxisbezug während des Studiums an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, der nicht zuletzt die Jobsuche erheblich vereinfache. „Absolventen kriegen super Stellen und haben oft schon während des Studiums einen Betrieb hinter sich – das gibt natürlich Sicherheit“, sagte beispielsweise Tim Eberhardt, der ein Kombistudium im Maschinenbau in Kooperation mit der Firma Assa Abloy absolviert.

Diesen starken Praxisbezug hob auch Prof. Dr. Matthias Premer, Prorektor Forschung, hervor. „Durch diese enge Verzahnung mit der Wirtschaft können wir unseren Studierenden eigentlich eine Jobgarantie bieten“, sagte er. Die Unternehmen in der Region ermutigte er explizit, sich die verschiedenen Kooperationsmöglichkeiten mit der Hochschule zunutze zu machen – diese reichten von der Vergabe von Abschluss- und Projektarbeiten über gemeinsame Förderanträge bis hin zu Dienstleistungsaufträgen, in deren Zuge die Forscherinnen und Forscher der Hochschule Probleme der Firmen lösen könnten, für die im unternehmerischen Alltag die Ressourcen fehlen.

Als Fazit betonten die Beteiligten, dass sowohl dem Fachkräftemangel als auch den rückläufigen Studierendenzahlen nur gemeinsam begegnet werden könne. Dr. Michael Vössing von der IHK Reutlingen riet dazu, die Studiengänge stetig weiterzuentwickeln und gegebenenfalls auch stärker auf ausländische Studierende zuzugehen. So sah es auch Francois Fastner von der Albstädter Werbeagentur C2: Er schlug die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung vor, um beispielsweise schon Kinder für Technik zu begeistern oder auch gezielt Frauen aus Osteuropa, Asien und Afrika nach Albstadt einzuladen.

Die knapp zweistündige Veranstaltung kann hier auch noch nachträglich abgerufen werden.