Gesunde Kinderernährung, die den Planeten schützt
Albstadt/Sigmaringen. Welche Beikost bekommen Babys und Kleinkinder in Deutschland? Welche Lebensmittelgruppen sind etabliert, wo gibt es Verbesserungspotenzial? Und wie lässt sich die sogenannte Planetary Health Diet in diese Ernährungsphase integrieren? Mit diesen Fragestellungen hat sich Barbara Zorn für ihre Bachelorarbeit an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen befasst. Sie studiert Lebensmittel, Ernährung und Hygiene und wurde von Prof. Dr. Andrea Maier-Nöth betreut. Die Planetary Health Diet (PHD) ist eine Ernährungsempfehlung, die darauf abzielt, die menschliche Gesundheit zu verbessern und gleichzeitig den Planeten zu schützen. Sie basiert auf einer überwiegend pflanzlichen Ernährung mit moderaten Mengen an tierischen Produkten und setzt auf die Reduktion von Fleisch, Zucker und stark verarbeiteten Lebensmitteln.
„Die Ernährung in den ersten Lebensjahren ist ein sensibles Entwicklungsfenster und stellt sowohl die Weichen für die Gesundheit des Kindes als auch für langfristige Ernährungsgewohnheiten“, erklärt Andrea Maier-Nöth. „Insbesondere die Zeit zwischen der 17. und 26. Lebenswoche entscheidet langfristig über die Ernährung des Kindes.“ Gleichzeitig wirkt sich unsere Ernährung ganz generell auch auf die Umwelt und das Klima aus, wenn man die Überschreitungen planetarer Belastungsgrenzen durch die Lebensmittelproduktion betrachtet. „Deshalb ist es gerade in dieser Lebensphase wichtig, die Planetary Health Diet einzuführen. Hülsenfrüchte, neuartige Proteinquellen wie Lupinen, alte Getreidesorten, Nüsse, Fisch, hochwertige Öle – vieles davon wird Säuglingen und Kleinkindern in Deutschland vor allem im ersten Jahr leider überhaupt nicht angeboten.“
Für ihre Studie machte Barbara Zorn zunächst eine Onlineumfrage mit 200 Erziehungsberechtigten. Anschließend führte sie mit 15 Kindern im Alter zwischen fünf und zwölf Monaten einen Akzeptanztest durch: Sie probierten drei verschiedene Breie, die die Studierende auf Grundlage der PHD entwickelt hatte. Die Zutaten waren regional und saisonal in den Monaten Januar und Februar in Deutschland verfügbar und beinhalteten unter anderem Rote Bete, Kartoffeln, Birne, Erbse, Lupine und Apfel. Durch den Test konnte gezeigt werden, dass die Kinder zuvor zwar nur einen Teil der Zutaten kannten, sie aber trotzdem weitgehend mochten. Die Onlineumfrage zeigte, dass 90 Prozent der Befragten die PHD gar nicht kannten, obwohl es das Konzept bereits seit sechs Jahren gibt. Zusätzlich stellte die Studentin fest, dass bei Gemüse, Hülsenfrüchten, Pseudogetreide und Nüssen Optimierungsbedarfe besteht und diese im Sinne der PHD häufiger gegessen werden sollten. Hingegen zeigte sich sowohl bei tierischen Produkten als auch bei Obst, dass diese Lebensmittel zu häufig gegessen werden.
„Um die PHD in der Beikostphase in die Tat umzusetzen, brauchen wir eine Überarbeitung der nationalen und internationalen Empfehlungen und gutes Informationsmaterial für alle, die direkt oder indirekt mit (Kinder-) Ernährung zu tun haben“, sagt Andrea Maier-Nöth. „Dazu zählen neben Eltern auch Kinderärzte, Hebammen, Ernährungsfachkräfte, Stillberatungen und Frauenärzte.“ Darüber hinaus spielten politische Instrumente eine Rolle für die PHD, nicht nur im Beikostalter. „Zu befürworten wäre neben fundiert überarbeiteten Empfehlungen eine verpflichtende Reduktionsstrategie von Salz, Zucker und Transfetten sowie eine Zucker- und Klimasteuer. „Nur durch die Kombination verschiedener Komponenten kann eine erfolgreiche Etablierung der PHD erreicht werden“, sagt Andrea Maier Nöth.
